Heute startet das Präsidialdepartement die Jagd auf Befindlichkeit, Sackgeldhöhe und Lieblingsort der Jugendlichen in Basel-Stadt, Ausgabe 2013, genannt "
Jugendbefragung". Im Vorbeigehen wird bei den 1'000 Mädchen und Buben zwischen 12 und 17 Jahren auch noch erfragt, wer "alles" mit ihnen in derselben Wohnung lebt:
Die 76 Fragen (teilw. Multiple Choice, mit insgesamt weit über 300 Antwortmöglichkeiten; Beantwortung während regulärer Schulzeit; durchgeführt von MitarbeiterInnen des Statistischen Amtes in den Klassenzimmern; Aufwand: 45 Minuten) sind im Vergleich zur
Ausgabe 2009 der Übung nur minim verändert:
- Die Fragen nach dem Haustier sind z.B. weggefallen (Hast Du eines? Wie oft kümmerst Du Dich darum?).
- Neu wollen die Onkels und Tanten vom Statistischen Amt wissen, wie Du Dich informierst über Freizeitangebote.
- Aus der Frage nach den Lieblingsfächern wurde jene nach dem Lieblingsfach.
- Statt des Geburtsdatums, musst Du nur noch Deinen Jahrgang verraten.
- In welchem Land Deine Eltern geboren sind, will der Onkel auch nicht mehr wissen.
Alles andere ist, bis auf irrelevante Details, zu 99,9% identisch wie 2009!
Auch der Ablauf. Die Eltern erhalten zwei Wochen vor der Befragung ihres Nachwuchses ein Schreiben mit folgendem Inhalt, unterschrieben von der Leiterin des Statistischen Amtes, Madeleine Imhof (Präsidialdepartement), und dem Leiter Bereich Bildung, Hans Georg Signer (Erziehungsdepartement):
Die Kinder und Jugendlichen im Kanton Basel-Stadt bilden eine wichtige Bevölkerungsgruppe, deren Wohlbefinden dem Regierungsrat ein wichtiges Anliegen ist. Aus diesem Grund beschloss er alle vier Jahre eine Jugendbefragung durchzuführen. Die erste fand 2009 statt und jetzt im September 2013 findet die zweite kantonale Jugendbefragung statt. Die Befragung gibt dem Regierungsrat und den Kantonsbehörden die Möglichkeit, wichtige Informationen zur Lebenslage und Interessen der Kinder und Jugendlichen in Basel-Stadt zu gewinnen. Die Ergebnisse der Jugendbefragung liefern Anhaltspunkte für die Planung und Steuerung der kantonalen Jugendpolitik. Nicht zuletzt kann dank der Befragung die Nutzung von bestehenden Angeboten für Kinder und Jugendliche in Basel-Stadt überprüft werden.
Für die zweite kantonale Jugendbefragung werden in den Basler Schulhäusern insgesamt 60 Klassen befragt. Die Klasse Ihrer Tochter/Ihres Sohnes wurde für die Befragung ausgewählt. Die Befragung findet im September 2013 direkt in den Schulklassen statt und ist freiwillig. Die Befragung wird durch Mitarbeitende des Statistischen Amts vorgenommen und ist anonym, so dass jeglicher Rückschluss auf die Person ausgeschlossen ist. Dies gilt auch für die Auswertung, die im Statistischen Amt erfolgt. Der Fragebogen wurde vom Erziehungsdepartement und vom Datenschutzbeauftragten genehmigt. Die Lehrpersonen sowie die Schulleitungen sind bereits über die Durchführung und die Inhalte der Befragung informiert. Die Resultate der Befragung werden voraussichtlich im Sommer 2014 der Öffentlichkeit bekannt gemacht.
Wenn Sie Fragen oder Anmerkungen zur Jugendbefragung haben, können Sie sich gerne an die Projektleiterin Frau Catherine Zwahlen (061 267 87 40) wenden. Auf der Internetseite des Statistischen Amts finden Sie unter Publikationen/Befragungen den Bericht zur Jugendbefragung 2009.
Es gibt bei diesem Brief keinen Talon, auf dem die Eltern ankreuzen können, ob sie einverstanden sind damit, dass ihr Kind befragt wird, oder nicht.
Den Fragebogen selber, den ihr Nachwuchs - freiwillig - ausfüllen soll, bekommen die Eltern NICHT zu Gesicht. Nicht vor der Befragung und auch nicht danach. Ausser sie nehmen Kontakt auf mit dem Statistischen Amt und fragen dort danach.
Um den baselstädtischen Eltern die Entscheidung darüber zu erleichtern, ob ihr Kind befragt werden soll oder nicht, publiziert infamy hier - unaufgefordert - den Fragebogen 2013:
Fragebogen-Jugendbefragung-2013
(application/pdf, 429 KB)
Das Statistische Amt hat ihn mir, Patrik Tschudin, auf Nachfrage freundlicherweise und umstandlos zugeschickt. Ohne Bitte um vertrauliche Behandlung desselben. Darum gehe ich davon aus, dass die Publikation des Fragebogens hier implizit auch im Sinne des Statistischen Amtes ist. Denn: Wie können die Eltern ihre Verantwortung wahrnehmen und eine informierte Entscheidung darüber fällen, ob ihr Nachwuchs in dieser Tiefe und Ausführlichkeit befragt werden darf, wenn sie den Fragebogen NICHT gesehen haben?
Übrigens: Im November 2012 hat der Datenschutzbeauftragte von Basel-Stadt, Beat Rudin, den Fragebogen begutachtet und die ganze Sache aus seiner Warte für ok befunden.
P.S. Wozu das Ganze? "Die Antworten liefern dem Regierungsrat und den kantonalen Behörden wichtige Anhaltspunkte für die Planung und Steuerung der Jugendpolitik." Das
heisst es heute und
hiess es wortwörtlich identisch schon 2009. Was die Frage nahe legt: Wo haben sich die
Resultate der Befragung 2009 denn in "Planung und Steuerung der Jugendpolitik" tatsächlich niedergeschlagen seither? Sachdienliche Hinweise nehmen wir gerne in den Kommentaren entgegen...